Tag 22: Chișinău – Iwano-Frankiwsk

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Eingangsportal als Überbleibsel aus der Sowjetunion.

Chișinău ist mit über 800.000 Einwohnern die Hauptstadt der Republik Moldau. Wir blieben dort eine Nacht in einem Hostel zentral in der Innenstadt und haben nach der Ankunft noch genügend Zeit gehabt, uns die Stadt anzuschauen. Chișinău ist sehr grün und hat schöne kleine, teils mediterran angehauchte Häuser. Man merkt der Großstadt überhaupt nicht an, dass sie die Hauptstadt ist. Kein Trouble, keine Hektik, wie man das von einer Landeshauptstadt gewohnt ist. Im Vergleich zu Frankfurt am Main, das genausoviel Einwohner hat, kommt man sich in Chișinău vor wie auf dem Dorf. Die Stadt werde ich mir definitiv noch einmal in Ruhe anschauen und dort eine Woche verbringen.

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Gebäude der Stadtverwaltung.

Moldau ist vor allem für seinen Wein berühmt, dementsprechend unterschied sich das Land von der Ukraine. Nachdem wir von Palanca ins Landesinnere fuhren, kamen wir uns nach kurzer Zeit vor, als wären wir aus Osteuropa an die Mosel gebeamt worden. Ein Weinanbaugebiet reihte sich an das andere, dementsprechend war das Flair.

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Typisches Bild in Moldau.

Moldau ist auf Grund seiner Geschichte (siehe Eintrag von gestern) gespalten. Am besten sah man das auf dem Souvenir-Markt in Chișinău. Neben der Flagge der EU, die dort verkauft wurden, hingen T-Shirts mit Wladimir Putin und der Aufschrift Mr. President. Die Bevölkerung ist gespalten zwischen EU- und Putinanhängern. Die einen befürworten einen EU-Beitritt, die anderen eine engere Bindung an Russland. Vor ein paar Jahren, als es um ein Assoziierungsabkommen mit der EU ging, hat Putin dem Land gezeigt, was es bedeutet, sich Russland ab- und der EU zuzuwenden. Russland verhängte einen Importstopp für moldauischen Wein. Angeblich sei er mit Weichmachern versetzt, obwohl die Werte besser als deutsches oder russisches Trinkwasser waren. Der schon in der Sowjetunion beliebte und berühmte Wein macht 1/4 der moldauischen Exporte aus, weswegen dieses Importverbot das Land empfindlich traf.

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Moldauische und EU-Flagge wehen am Verwaltungsgebäude der Stadt.
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Typisches Panorama in Moldau.

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Von Chișinău fuhren wir dann den nächsten Tag einmal quer durch Moldau bis zur Grenze zur Ukraine. Die Landschaft war einfach total schön. Durch den Wein und das Klima erinnerte mich die Natur an Italien, weswegen wohl auch viele Italiener Moldau als Reiseziel auswählten, denn uns kamen in den zwei Tagen, die wir in Moldau waren, etliche entgegen.

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Kutschen dürfen hier nicht fahren, waren aber in der Landwirtschaft ein häufiges Hilfsmittel für die ärmere Bevölkerung, die sich keine Traktoren leisten können.

Die Strecke zur Grenze führte uns schließlich ins Dreiländereck mit Rumänien, von dem wir teilweise nur einige Meter entfernt waren. Die Grenzanlage dort wurde von beiden Grenztruppen zusammen betrieben, das heißt während wir in der Schlange an der ukrainischen Grenzstation standen und warteten, nahmen uns die Moldauer unsere Pässe ab, stempelten sie und gaben sie uns zurück. Ein System, das wir so auf unserer Reise auch noch nicht erlebt hatten. Aber auch diesmal gab es keinerlei Probleme, wir gaben unsere Vignette ab und mussten nichts zahlen.

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Dreiländereck zwischen der Ukraine, Moldau und Rumänien. Wir fuhren immer parallel des Grenzflusses Pruth entlang.

Zurück in der Ukraine versuchten wir an den Pruth, den Grenzfluss zwischen Moldau und Rumänien zu kommen, der nördlich von Moldau auch den Grenzfluss zwischen Rumänien und der Ukraine bildet. Der Pruth ging eine ganze Weile parallel zu unserer Straße, teilweise nur einige Meter entfernt, weswegen wir auf abzweigende Schotterwege abbogen. Doch so nah wir dem Fluss auch kamen, um beim Mittagessen am Fluss nach Rumänien schauen zu können, so viel Büsche und Bäume versperrten uns den Weg und den Blick. Schade.

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Schotterweg am Pruth entlang. Hinter den Bäumen ist der Grenzfluss zu Rumänien, leider sahen wir vor lauter Bäumen den Fluss nicht.

Also zurück auf die Hauptstraße. Die Strecke führte uns knapp 200 Kilometer weiter über die Dörfer bis nach Iwano-Frankiwsk, der Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Iwano-Frankiwsk ist nach einem berühmten ukrainischen Dichter, Iwan Franko benannt und hat 218.000 Einwohner. Wir sahen nicht viel von der Stadt, da wir die Übernachtung nur zur Durchreise nutzten. Das Hostel war in einem großen Gebäude hinter einem Schrottplatz, was erstmal schlimm klingt. Aber es hatte die Größe einer Jugendherberge, viele große Zimmer und wir waren fast die einzigen Gäste, so dass wir die Nacht ein 4-Bett-Zimmer für uns alleine hatten und mal entspannen konnten. Morgens gab es Frühstück für 1€ pro Person; Brot und Omlette. Diesen Zwischenstopp nutzten wir, um dann weiter nach Krakau zu fahren, doch dazu morgen mehr.

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… mit unserem neuen Freund auf Zeit.
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Kochen an einem der vielen Brunnen, die in dieser Region der Ukraine relativ weit verbreitet sind…

Quellen:

  • Fotos: Copyright by Dennis Rabeneick. Veröffentlichung oder Vervielfältigung nicht ohne Erlaubnis gestattet.
  • Quellen zum Importstopp von moldauischem Wein: BBC und Wikipedia.

 

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